Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für die tollen Rückmeldungen! Ich versuche mal chronologisch darauf einzugehen.
1.) Dass der Sparanteil immer niedriger ist, ist klar. Auf die lange Laufzeit hebelt der Steuerunterschied aber genau das aus - und ich erkläre gleich auch, warum Saidi da nicht ganz richtig liegt (natürlich auch nicht ganz falsch, aber nennen wir es mal eine etwas "romantische" Betrachtungsweise von ihm ?)
2.) Was konkret meinst du mit "nicht so flexibel" JDS und was konkret soll der Nachteil daraus sein (im Bezug auf eine Altersvorsorge)
3.) Die Erfahrung mit guten (also kostengünstigen) Nettopolicen habe ich auch gemacht, dass diese bei der Rechnung sehr nah am ETF-Sparplan liegen - je nach Annahme der Modellrechnung sogar besser (gehe ich gleich noch drauf ein)
4.) Die Verzerrung bei der steuerlichen Betrachtung deckt sich mit meiner Erfahrung. Hier ist eine Fondspolice natürlich leichter netto nach Steuern auszurechnen als ein ETF-Sparplan.
Fakt ist, dass Saidi ein tolles Video gemacht hat, das auch gut erklärt, aber 2-3 sehr romantische Annahmen getroffen hat:
- Jedes Jahr die vollen 801 Euro Steuerfreibetrag nur und ausschließlich für das eine Depot
-> Das deckt sich leider null mit meiner Erfahrung. I.d.R. haben Mandanten auch andere Kapitalanlagen / andere Kapitalerträge für den kurz- und mittelfristigen Bereich, sodass nicht über die lange Zeit wie er sie gerechnet hat jedes Jahr die vollen 801 Euro zur Verfügung stehen oder die Mandanten dann an anderen Stellen unsinniger Weise bereits Steuernachteile in Kauf nehmen müssen!
- Im Depot alle ETFs immer rein aktienbasiert
-> Deckt sich leider auch nicht mit meiner Erfahrung. Je länger die Depots meiner Mandanten laufen und je umfangreicher sie werden, mischen die meisten Mandanten irgendwann Immobilien und / oder Rohstoffe mit rein. Davon kann man natürlich (aus steuerlich romantischer Betrachtung) abraten, aber aufgrund der angestrebten Diversifikation erscheint mir der Kundenwunsch auf größere Streuung und breitere Verteilung nicht völlig abwegig (gerade jetzt in Krisenzeiten sehe ich hier viele Mandanten an ihren Depots rumdoktern ?)
- Steuerliche Annahmen fürs Rentenalter
-> Mich würde interessieren, welche Annahmen Daidi fürs Rentenalter bei der Fondspolice getroffen hat. Nicht ganz nachzuvollziehen aus dem Video heraus, wie Sie Halbeinkünfteverfahren und individuellen Steuersatz im Rentenalter angenommen haben - letzterer ist ja auch von der individuellen Einnahmensituation im Rentenalter abhängig.
- Buy & Hold Empfehlung + Entnahme im Rentenalter
-> Die Empfehlung von Saidi als solche ist natürlich komplett richtig. Leider zeigt die Praxiserfahrung, dass der Ottonormalverbraucher meist nicht damit umgehen kann! Leider wird häufig doch zu oft und zu früh aus den Depot entnommen, weil ja so einfach und so flexibel (Stichwort: finanzielle Selbstdisziplin). Gleiches trifft auf die regelmäßige Selbständige Entnahme im Rentenalter zu. Saidi trifft hier eine idealtypische Annahme, dass der Ottonormalverbraucher sich 30 Jahre lang während der Ansparphase konsequent daran hält und mit selbiger vorbildlicher Disziplin auch die nächsten 30 Jahre während der Entnahme. Auch hier deckt sich beides leider nicht mit der Realität / täglichen Erfahrung im Kontakt und Umgang mit Mandanten.
Als Fazit bleibe ich bei meiner ursprünglichen Aussage, dass das kostenlose ETF-Depot für den kurz- und mittelfristigen Bereich unschlagbar sein dürfte. Eine gute (und eben ganzheitliche Beratung) setzt dann aber eben darauf, dass wenn es in diesen Bereichen bereits ein oder zwei Depots / ETF-Sparpläne gibt, Saidis geschönte steuerliche Berechnung nicht mehr aufgeht und dann als drittes Produkt, langfristig zur Altersvorsorge, eine günstige Nettopolice die anderen beiden Depots (kurz- und mittelfristig) perfekt ergänzt, so der maximale Steuervorteil ausgereizt wird und netto nach Kosten und Steuern so auch in allen drei Bereichen mit realistischen Annahmen mehr für den Mandanten am Ende rauskommt.
Sorry für den Wall of Text ? Ich hoffe nicht zu viel Schwall im All und für euch nachvollziehbar?
Liebe Grüße,
Euer FreierMakler