Beiträge von Paul Beck

    Hallo eagle_eye, Betroffener2015,


    ich selbst bin kein Freund von BSV. Werder habe ich einen, noch habe ich je zu einem geraten. Ich halte sie für pure Geldvernichter. Das ist jedoch meine Meinung und die muss man nicht teilen. Wenn man jedoch eine andere Ansicht vertritt und Bausparverträge abschließen möchte, dann sollte man auch das Gesamtbild betrachten.


    Der Fortbestand des gesamten Geschäftsprinzips steht auf der Kippe. Dass ist einigen nicht bewusst. Dass Verträge mit Zinsen weit über dem Marktniveau kein tragfähiges Geschäftsmodell ist, sollte jedem einleuchten. Richtig, die Bausparkassen haben das so beworben. War das abzusehen? Ein Thema über das man diskutieren kann. Ich bin der Meinung: vielleicht. Ich möchte dies in wenigen Sätzen darlegen.


    Die BSK muss ein Balanceakt auf dem Drahtseil bewältigen. Da mindestens so viel Sparguthaben vorhanden sein muss, wie als Darlehn nachgefragt wird. Diese Zyklen unterliegen starken Schwankungen, nicht immer sind diese abzusehen. Vor rund 30 Jahren gab es einem unvorhergesehenen Boom auf die Darlehn der BSV. Die BSK musste gegensteuern. Die Sparguthaben waren nicht ausreichen, die Darlehn konnten nicht bedient werden.


    Die Institute waren gezwungen neue Konditionen auszugeben. Höhere Zinsen, zwischen 1990 und 1999 waren teilweise über 5 % Zinsen nötig um genug Sparguthaben anzuhäufen. Zusätzlich und vor diesem Problem stehen die Kassen nun, wurde als Anreiz geboten, den Vertrag einseitig verlängern zu können.


    Ab 2012, 2013 war das Sparguthaben praktisch nutzlos. Die Sparer hatten begonnen die Darlehn nicht mehr anzunehmen. Die Quote von rund 80% rutschte weit unter die 50% Marke. Das ist jedoch nur ein Teil des Problems. Bausparkassen sind sträng reguliert. Sie dürfen die Überschüsse der Sparguthaben, die nun weitaus größer sind, nur in eine kleine Auswahl von „sicheren“ Wertpapieren investieren. Im Vergleich dazu dürfen Versicherer unter anderem in Aktien investieren - Bausparkassen nicht.


    Hinzu kommt ein drastischer Rückgang an Neuabschlüssen. (Das verstehe ich wiederum auch nicht. Der einzige Grund, der mir einfällt, warum man jemals einen Bausparer abschließen sollte, ist der Einkauf niedriger Zinsen in einem Niedrigzinsmarkt für die Zukunft). In Zahlen: von rund 5 Millionen Verträge in 2002 geschrumpft auf 2,8 Millionen Verträge in 2014.


    Man merkt, da läuft einiges schief. Die Konsequenzen der Kassen waren unter anderem Personalabbau und die besagte Kündigung der Hochzins BSV. Wohlgemerkt: Die Anzahl der gekündigten BSV beläuft sich auf weit unter 1%. Es betrifft also im Grunde sie Härtefälle.


    Und ich bin mir sicher: das Ganze wird wieder kippen, wenn die Zinsen anziehen und die Kassen Darlehn mit niedrigen Zinsen bedienen müssen. Ich bin der Meinung, dieses ganze System ist auf sehr fragilen Stützen gebaut und funktioniert nur wirklich gut bei einer Seitwärtsbewegung der Zinskurve. Abgesehen davon, dass der Gesamtnutzen für den Verbraucher überaus fraglich ist. Einige meiner Kollegen in Deutschland, Verbraucherzentralen und andere verbraucherorientierte Einrichtungen haben durch Rechnungen stets belegt das Kosten / Nutzen einfach nicht gegeben ist.


    Aber wenn man in diesem System operieren möchte und es nutzen möchte, dann muss man sich auch mit der Realität beschäftigen. Es hilft nicht, die Augen zu schließen und sich zu sagen: Ich habe aber recht.


    Ja, das sind die Probleme der Kassen und es wurden Fehler durch die Kassen gemacht. Aber als Kunde dieser Kasse ist es bedauerlicherweise auch zu Ihrem Problem geworden. Nicht umsonst wurde der Garantiezins der Versicherer gekippt. (Wobei ich finde, dass dort zunächst ganz andere Dinge hätten gekippt werden können). Ich kann mich nur wiederholen: Ich habe vollstes Verständnis für die Betroffenen. Und ich kann den Unmut nachvollziehen.


    Ich begrüße eine Entscheidung zugunsten der Verbraucher – ich halte sie aber in diesem Fall für Kontraproduktiv, da die Folgen schlicht nicht abzusehen sind. Ich hätte ein Kompromiss für produktiver gehalten. Noch besser hätte ich es gefunden, wenn die Kassen von sich aus ein Kompromiss erwogen hätten und nicht ein teurer Rechtsstreit nötig gewesen wäre. Ob Bausparkassen überhaupt eine Zukunft haben und wie nah der Abgrund für die Kassen ist, wird sich zeigen. Wir dürfen also weiter gespannt sein.

    Hallo Betroffener 2015,


    vielen Dank für Ihre detaillierte Ausführung. Zunächst möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass ich nicht die Ansicht vertrete, dass Sie oder diejenigen, die Ihre Meinung teilen im Unrecht stünden. Gegenteiliges ist der Fall, welches auch durch das Urteil bestätigt wurde.


    Ebenfalls stimme ich Ihnen in Ihrer Aussage zu, dass die Kassen kurzsichtig und fehlerhaft planten. Ich lehne mich aus dem Fenster und behaupte, das könnte daran liegen, dass dort auch Menschen arbeiten und auch denen Fehler unterlaufen. Bausparkassen fällt das Kalkulieren im Allgemeinen nicht einfach. Daher kann auch nie mit Bestimmtheit ein Auszahlungstermin für ein Darlehn genannt werden. Eine Rangfolge muss errechnet werden anhand einer Bewertungszahl.


    Dies ist notwendig, da sich die Berechnung aus unterschiedlichsten Faktoren zusammensetzt. Ich möchte hier nur ein paar nennen: Anzahl der Sparer sowie deren durchschnittliche Sparleistung und Spardauer, die Anzahl der laufenden Kredite sowie deren Tilgung und Zinszahlungen, Anzahl der zuteilungsreifen Bausparverträge und deren durchschnittliche Höhe bzw. die Gesamtsumme der benötigten Darlehn. Die Anzahl und die Höhe der Kreditausfälle durch zahlungsunfähige oder unwillige Schuldner. Die prognostizierte Anzahl neuer Sparverträge. Und besonders hier liegt ein Problem vor.


    Die Kassen leiden teilweise unter den von Berater Vermittlern abgeschlossen Verträgen, die außer Provision nichts bringen. Ich rede von den Hunderten Verträgen, mit großen Bausparsummen von z. B. 100.000 € aber verschwindend geringen Sparraten von 10-20 Euro. Verträge, in denen die Enkel noch einzahlen könnten. Das schadet dem Kunden und auch die Kasse hat außer Verwaltungsaufwand nichts davon. Daher beanstanden BSK auch regelmäßig derartiges Vorgehen.


    Gibt es eine Diskrepanz zwischen Soll und Haben muss die Kasse gezwungenermaßen Sparer mit vermeintlich attraktiven Zinsen anlocken, um die Darlehn bedienen zu können. Was im Endeffekt, auf derart lange Zeiträume, eine Zinswette für beide Seiten darstellt (in diesen Fällen).Feststeht jedoch, der Sparer möchte dass, was ihm versprochen wurde - zurecht. Die Kasse ist unter Druck, sei es nun der ungenügenden Planung oder der Situation oder beidem geschuldet. Eine praktikable Lösung muss gefunden werden. Ich bin der Meinung, eine praktikable Lösung lässt sich schwer finden, wenn beide Parteien stur auf Ihrem Standpunkt behaaren.


    Am Ende werden diejenigen das nachsehen haben, die einen Bausparvertrag abgeschlossen haben, um später zu bauen, zu kaufen, zu modernisieren, aber keine Zuteilung erhalten. Daher finde ich, einen Fehler durch einen anderen Fehler zu beheben ist der falsche Weg. Man sollte sich im Interesse derer orientieren, welche den ursprünglichen Zweck suchten und darauf angewiesen sind.


    Ich habe vollstes Verständnis für den Sparer. Und ich verstehe ebenso dass diese sich getäuscht fühlen. Wir brauchen dennoch eine Lösung für das Problem.


    Mit besten Grüßen

    Nach dem das ganze recht viel Unmut verursachte, hatte sie auch keine große Wahl uns musste zwangsweise zurückrudern.


    Von der DTS-Nachrichtenagentur 03.01.2015


    Zitat

    Die Chefin der Finanzaufsicht BaFin, Elke König, hat die Kündigungen der Bausparkassen von zehntausenden Bausparverträgen verteidigt. "Von Abzocke kann keine Rede sein", sagte König in einem Interview mit der "Bild"."


    Bei diesen Kündigungen geht es um Kunden, die ihren Bausparvertrag seit Längerem nicht zum Kauf oder Bau eines Hauses nutzen, indem sie ihre Bauspardarlehen abrufen, sondern zum Sparen. Nach Ansicht der Bausparkassen dienen aber Bausparverträge nicht der Kapitalanlage wie etwa ein Festgeldkonto." Ob die Kündigungen rechtens seien, müssten Gerichte entscheiden, betonte König. Die aktuelle Entwicklung der Bausparvertragszinsen sei "das Ergebnis einer lang anhaltenden Niedrigzinsphase. Die trifft auch die Bausparkassen. Nicht nur für sie ist es derzeit schwierig, ausreichende sichere Renditen zu erzielen", sagte König der "Bild".


    Dies war das Interview, nach dem das Ganze bereits Wellen geschlagen hatte. Aber und dass ist wichtig: bin ich der Meinung, dass es vollkommen richtig ist, dass ein Gericht über diese Situation urteilt. Das heißt aber nicht automatisch, dass man dieses Urteil nachvollziehen kann bzw. zwangsweise dieselbe Meinung vertritt.


    Ähnlich verhält es sich mit dem Urteil zu den Gebühren der EC / Maestro Karten - schön das im Interesse der Verbraucher entschieden wurde (endlich), jedoch ist die Lösung nicht nachzuvollziehen und realitätsfern.

    1. Darum geht es ja, dass diese nicht beansprucht werden wollen.


    2. Ja, dafür gibt es sogar die entsprechenden Tarife, in denen die Habenzinsen höher und die Sollzinsen ebenfalls höher sind. Abgesehen davon, dass "Bausparen" nur um des Sparen willen in der Mehrzahl der Fälle, aufgrund der Gebühren etc. außer Geldvernichtung wenig bringt. Die meisten dieser Verträge werden von Beratern Vermittlern abgeschlossen, die heiß auf die Provisionen sind oder Ziele zu erfüllen haben.


    3. Nicht anderes habe ich behaupte. Ich habe nur dargestellt, was die Präsidentin der Bafin dazu sagt.


    Mit besten Grüßen

    Schon wieder so ein Urteil, dass sich meinem Verständnis entzieht. Bausparen ist eine Zweckgemeinschaft. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft haben zum Ziel, Gelder zu sammeln und später für wohnwirtschaftliche Zwecke zu nutzen. Wobei die heutigen Sparer und die, die ihre Kreditrate + Zinsen zahlen, das Geld für die Kredite der heutigen Käufer zur Verfügung stellen.


    Jemand der dort sein Geld seit Jahren parkt, obwohl sein Vertrag schon lange zuteilungsreif ist und auch nicht vorhat den Zweck eines Bausparers zu nutzen, aber "hohe" Zinsen aus Altverträgen bezieht, behindert die gesamte Gemeinschaft. Dafür ist es einfach nicht gedacht. Und es ist vollkommen richtig, dass Bausparkassen diese zweckentfremdeten Verträge kündigen.


    Selbst Elke König, die Chefin der BaFin - also der Finanzaufsichtsbehörde - verteidigte diesen Schritt. Darüber hinaus gab es sogar Anwandlungen die Bausparkassen dazu zu verpflichten, um die Kassen zu schützen. Nachzulesen z. B. unter Finanznachrichten vom Januar 2015.


    Es hat nicht immer alles mit Abzocke zu tun. Der gesunde Menschenverstand hilft manchmal mehr, als sich seiner Rage hinzugeben.