Hallo Malte,
willkommen im Forum!
Erstmal, damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Unterschiede, die Du siehst, liegen nicht an MSCI vs. FTSE, sondern an Industrieländer vs. Industrieländer+EmergingMarkets. Wenn Du Dir das hier anschaust: Vergleichen - fondsweb, dann siehst Du, dass die Industrieländer-ETFs von MSCI und FTSE praktisch gleich laufen, und die GanzeWelt-ETFs der beiden Anbieter ebenso.
Zweitens, ja - Industrieländer oder Industrieländer+EmergingMarkets zu besparen, ist in gewisser Weise eine Geschmacksfrage, auf jeden Fall ist es eine Wette auf die Zukunft. Wie es laufen wird, weiß keiner. Das sieht man daran, dass Du - als Du vor einem Jahr in die Zukunft geblickt hast - zu dem Ergebnis gekommen warst, die ganze Welt zu nehmen, sei das Beste. In diesen zwölf Monaten sind offenbar Dinge passiert, die Dich davon abgebracht haben. (Vor einem Jahr hatte ich noch gedacht, dass vermutlich eher die amerikanische Tech-Blase in Schwierigkeiten gerät, als dass good old Europa abstürzt.) Vor 30 Jahren - so lange willst Du mit Deinem Anlagehorizont in die Zukunft blicken - war der Japan-Anteil an der weltweiten Marktkapitalisierung irgendwo zwischen 40 und 50 Prozent. Hätte Dich damals jemand gefragt, ob es in 30 Jahren nur noch ein Bruchteil sein wird ... hättest Du das so vorhergesehen? Langer Rede kurzer Sinn: Was kommt, weiß keiner. Alles sind nur mehr oder weniger begründete Vermutung; allesamt sind sie bei einem solchen Anlagehorizont im Grunde genommen blinde Schätzungen. Sicher ist eigentlich, nach menschlichem Ermessen, nur: Irgendwie geht es weiter, und je breiter man aufgestellt ist, desto besser. Da sind wir wieder am Anfangspunkt: Ob industrieländerbreit oder ganzeweltbreit - das ist Geschmacksache. Ich will mit meinem länglichen Text nur davor warnen, zu überhastet und zu sehr aus momentanen Gedanken heraus eine Entscheidung zu treffen - und in ein paar Monaten (wenn vielleicht die Gaskrise doch nicht so furchtbar war, dafür sich in den USA möglicherweise die Indizien mehren, dass die Fed mit ihrer Geldmarktpolitik eine nachhaltige Rezession ausgelöst hat) die Entscheidung wieder rückabzuwickeln und dadurch nichts gewonnen zu haben, außer Verlusten durch Transaktionskosten und dadurch dass Du mehrfach von einem beschleunigenden Zug auf einen abbremsenden zug umgesprungen bist.
Drittens, Du kannst es machen, wie Du willst. Je nach dem, wieviel sich seit einem Jahr angespart hat, wenn es ein einigermaßen relevanter Betrag ist, kannst Du es liegen lassen, dann partizipierst Du wenigstens noch etwas an möglichen Chancen (aber auch möglichen Risiken) der Emerging Markets. Wenn es ein Kleckerlesbetrag ist und Du Ordnung im Depot schätzt, würde ich auf einen Schlag alles umschichten: an welchem Zeitpunkt, ist egal, da Du ja bereits investiert bist und hier wie da auf dem selben Niveau einsteigst.
Viertens, falls Du in die Zukunft schauen kannst und sicher weißt, dass die Kurse in den nächsten x Wochen fallen, ist es natürlich rechnerisch das beste, heute zu verkaufen und nach x Wochen wieder einzusteigen. Dann hast Du fürs selbe Geld nämlich mehr Anteile. Die Erfahrung lehrt aber, dass man mit dem Versuch von Markettiming mehr Geld verliert als gut macht. Insofern ist dieser Punkt nicht ganz ernst gemeint.
Viele Grüße
Andreas