Hallo @Shifty
klasse Frage, mit dem Snapchat IPO beschäftige ich mich auch schon ein bißchen.
Es gibt hier zwei Dinge, die man getrennt voneinander betrachten sollte:
- Snap Inc. (ex Snapchat) als Unternehmen
- IPO als Ereignis
Zu Snap als Unternehmen kann man sagen, dass die derzeit sehr, sehr vieles richtig machen - sie sind eindeutig Trendsetter, z.B. was das Thema "Vergänglichkeit"von Posts angeht. Einige Analysten sehen Snap als Unternehmen am besten positioniert ist, mal tatsächlich richtig was vom Brand Advertising Kuchen des Fernsehens abzuknabbern (im Prinzip das was Google und später Facebook mit den Classifieds Umsätzen der Zeitungen gemacht haben). Eine ganze Reihe Produktlaunches, insbesondere "Stories" geht in diese Richtung.
Auch die Tatsache, dass Facebook mit Instagram innerhalb von kürzester Zeit Features von Snap kopiert (more on that in a minute...) zeigt, dass FB die Bedrohung durch Snap sehr ernst nimmt.
Mit Evan Spiegel hat Snap auch einen CEO, der von vielen im Valley mit Steve Jobs vergleichen wird. Und da scheint durchaus was dranzu sein. Der Produktlaunch der Spectacles ist schon ein Meisterstück des Produktdesign und der Vermarktung. Ob auch finanziell erfolgreich, wird man sehen...
Wenn das alles so toll ist, wo sind dann die Risiken?
Snap kann durchaus das Schicksal von Twitter ereilen - dass die, die es nutzen es toll finden, und auch die Leute in der Tech / Medien Filterblase das Ganze als das nächste große Ding sehen - aber der Service nie über 100, 200 oder 400 Mio Early Adopter hinauskommt. Und das ist dann (auf einer globalen Skala) einfach nicht genug im Vergleich zu FB oder Google.
Außerdem zeigt die Tatsache, dass FB gewaltige Ressourcen in das "Nachziehen" der Features von Snap in Instagrsm steckt UND ihr Produkt in einer Kundenbasis von 1,7 Mrd. Menschen vermarkten kann UND Instagram schon tief in die Werbebuchung für Werbetreibende intergriert hat UND wesentliche mehr Daten für das Targeting von Werbung (ab das für Brand Advertising so wichtig ist sei mal dahingestellt) hat, dass das durchaus ein harter und damit teurer Kampf werden wird.
Snap sitzt übrigens in Venice bei LA und nicht im Valley. Das mag heute ein Vorteil sein, was Mindset und "Andersartigkeit" angeht - wenn man aber irgendwann Techies zu Hunderten oder gar Tausenden einstellen muss, kann das ganz schnell ein Standortnachteil werden.
Dazu kommen noch die ganzen üblichen Risiken: Ein Daten-Supergau, irgendwelche Hacks der Spectacles etc. Auch Spiegel als CEO hat durchaus ein bißchen "Baggage", auch aus der Ecke kann durchaus was kommen, auch wenn ich das inzwischen für recht unwahrscheinlich halte und er mit den bisherigen "Skandalen" (die eher Skandälchen waren) gut umgegangen ist.
Für mich läuft die Analyse von Snap letztendlich auf zwei Punkte hinaus:
- Schafft Snap es, den Brand Advertising Jackpot, der nach wie vor zu >90% beim TV liegt, zu knacken?
- Ist Snap als Produkt "generational" oder "Age-related"? Was meine ich damit? "Generational" sind Dinge, die von einer Generation besonders wertgeschätzt werden. Klassiker sind hier Bands aus der eigenen Jugend - man denke an 60-Jährige beim Rolling Stones Konzert. "Age-related" sind Dinge, die man in einem bestimmten Alter tut - und dann halt irgendwann nicht mehr...
Macht einen fundamentalen Unterschied für die Langlebigkeit eines Produktes...
So viel zum Thema Snap als Unterehmen. Zum Thema IPO als Ereignis zitiere ich einfach mal ausführlich Stratechery (FETT von mir) im nächsten Post: