Es ist nicht alleine eine Sache der Software - wie in so vielen anderen Bereichen auch.
Wer als "normaler" Angestellter / Arbeiter sich die Zeit nimmt und auch bereit ist, sich in die steuerlichen Themen
anhand von Büchern (wie z. B. der oben genannte Konz) in die Materie einzulesen und nicht nur einer Software folgt, der kann häufig auch seine private Steuererklärung selbst erstellen.
Man sollte schon auch verstehen, warum die Software bestimmte "Fragen stellt", denn Fragen kann man auch falsch verstehen. Außerdem gibt es häufig Fälle, an die man gar nicht denkt und die eine Software nicht unbedingt so abfragt, dass man darauf kommt, etwas ansetzen zu können. Wenn alles so einfach wäre, bräuchte es nicht so viele Gerichtsverfahren. Je komplexer der eigene Steuerfall, um so eher sollte man sich Rat holen.
Eine Software bietet das technische Instrument alle Steuerfälle abzudecken. Fehlerpotential oder nicht ausgeschöpftes Potential gibt es aber trotzdem eine Menge.
Auf manche Dinge kann man nur aufgrund eigenen Wissens - auf welche Weise auch immer erworben - kommen.
Beispiel: Manchmal erfüllt ein Kind nicht die Voraussetzungen als steuerliches Kind. Dass das Kind als Kind in der Steuererklärung nicht mehr zu berücksichtigen ist, ergibt sich noch durch die Software, sofern alle Fragen korrekt beantwortet werden.
Dass man dann aber überprüfen sollte, ob die Voraussetzungen für den Ansatz von Unterhaltsleistungen vorliegen könnten - ich bin nicht sicher, ob die Software alleine einen darauf aufmerksam macht. Und das kann einen gehörigen Unterschied bei der Steuerzahlung / -erstattung ausmachen.
Eine Frage an Euch:
Werdet Ihr von eurer verwendeten Software eigentlich aufgefordert folgende Frage zu beantworten:
"Unterhalten Sie auf Dauer angelegte Geschäftsbeziehungen zu Finanzinstituten im Ausland"? Und wenn ja, wird
hier erklärt, was genau darunter zu verstehen ist?
Man sollte wissen, dass ein normales Girokonto im Ausland genügt, dass man diese Frage mit "ja" beantworten muss.
Die Voreinstellung der Programme dürfte im Normalfall "nein" sein.
Beispiele:
Wer also z. B. im grenznahen Ausland arbeitet und in Deutschland wohnt (Grenzgänger, Grenzpendler) und ein Gehaltskonto im Ausland hat, wäre hier verpflichtet die Frage mit "ja" zu beantworten. Ebenso jemand, der in Deutschland arbeitet aber im Ausland noch einen Wohnsitz hat und deshalb dort z. B. ein weiteres Konto hat.
Wer sich mit steuerrechtlichen Dingen privat wirklich gut auseinandersetzt (wie offensichtlich hier in diesem Forum "immer mit der Ruhe") braucht nicht unbedingt einen Steuerberater für einen durchschnittlichen Steuerfall. Hier würde ich dann eventuell nur in neuen Sondersituationen steuerliche Beratung einholen (neuer Auslandssachverhalt z. B.).
Wer sich mit Steuern überhaupt nicht befassen möchte, sollte sich - wenn die Voraussetzungen vorliegen (also z. B. keine selbständigen Einkünfte), wenigstens an eine Lohnsteuerhilfe wenden; oder er weiß von einem Steuerberater, der angemessene Preise verlangt. Wobei es nicht immer für einen Laien einfach zu beurteilen ist, ob der Preis zu hoch ist.
Mein Rat: Als Privatperson ist man besser in einer Kanzlei aufgehoben, die ihren Schwerpunkt nicht auf größere Firmen gelegt hat, sondern auch viele private Steuererklärungen bearbeitet. Erstens ist die Erfahrung in privaten Steuererklärungen höher und zweitens das Interesse am Steuerfall. Große Kanzleien mit Schwerpunkt auf (größere) Firmen und nur wenigen privaten Steuererklärungen im Jahr halte ich für weniger geeignet (meist höheres Preissegment verbunden mit größerer Erfahrung im Betriebssteuerbereich anstatt im privaten Bereich).
Das sind allerdings pauschale Aussagen und Erfahrungen von mir, Ausnahmen gibt es natürlich immer.
Zur Steuerliteratur für diejenigen, die es sich zutrauen, Ihre Steuererklärung selbst zu machen: Ich persönlich habe sehr gute Erfahrung mit den Steuerbüchern der akademischen Arbeitsgemeinschaft gemacht. Da gibt es auch eigene Bücher für Beamte, Rentner und Pensionäre.
Nur ein weiterer Gedanke von mir zum Thema Steuersoftware:
Elster ist zwar kostenlos (das "behördliche" Programm), aber genügt möglicherweise nur den notwendigen Anforderungen, eine Steuererklärung inhaltlich korrekt einzureichen. Man sollte einmal vergleichen, ob eine kostenpflichtige Software dem Nutzer (z. B. bei der Abfrage und in steuerlichen Hinweisen) einen Zusatznutzen bietet.
Sind die Fragen besser zu verstehen? Sind mehr nützliche Hinweise enthalten?