Hallo Frallemand und andere Diskussionsteilnehmer,
interessante Diskussion.
Ich verstehe das Anliegen / die "Frage" von Frallemand so, dass Frallemand einerseits sehr an einem Immobilienerwerb interessiert ist, derzeit aber noch nicht das erforderliche Eigenkapital zur Hand hat. Er / Sie möchte sich mit seinem / ihrem Geldanlageverhalten weder die Möglichkeit eines Immobilienerwerbs in den nächsten Jahren "verbauen" noch wegen der Opportunitätskosten (Abschlusskosten Bausparvertrag, geringe Kapitalverzinsung) des Ansparens von jederzeit verfügbarem Eigenkapital für einen lediglich eventuellen Immobilienerwerb (da könnte ja auch noch das Kennenlernen eines künftigen Partners "störend" dazwischenkommen) in die eine noch in die andere Richtung "all in" gehen.
Das ist nach meinem Verständnis die klassische Situation, in der man sich überlegen muss: "Was ist mir der bloße Traum von einem Immobilienwerwerb?" an realem Geld wert.
Ich würde in der konkreten Situation zunächst davon ausgehen, dass - wenn der Immobilienerwerb in nächster Zeit (in fünf Jahren) finanziell realistisch sein soll - bei den genannten Kaufpreisen (Frage an Frallemand: Lehrer und Lehrerinnen werden gelegentlich auch in ländlich / kleinstädtisch gelegenen Schulen gesucht und benötigt - ein Wechsel des Dienstortes in eine Region mit evtl. niedrigeren Immobilienpreisen käme für Sie auch perspektivisch nicht in Frage?) Eigenkapital oder Eigenkapitalersatz (das wären für mich Blankodarlehen der Bausparkasse) in einer Größenordnung von 80.000 bis 100.000 Euro dargestellt werden können sollte.
Dieses ausschließlich über einen Bausparvertrag über exakt diese Summe(n) zu machen, hieße aus meiner Sicht, in Richtung "Immobilienerwerb" "all in" zu gehen und scheint mir daher vorliegend nicht die richtige Lösung zu sein.
Die mögliche Lösung könnte eine Kombination aus drei Elementen (Bausparvertrag, Tages-/Festgeld, Ein-World-ETF-Depot) sein.
Beispiel: 50.000 Euro Bausparvertrag mit Mindestansparung von 40% für das Erreichen der Zuteilungsreife, monatliche Einzahlung 333 Euro (dürfte über dem Regelsparbeitrag liegen, daher müsste mit der Bausparkasse vorab geklärt werden, ob sie das zulässt - wenn schon bei Vertragsabschluss "Nein", dann ist die Bausparkasse von vornherein ungeeignet).
Weitere 500 Euro / Monat gehen je zur Hälfte in Tages- bzw. zeitlich auf das Jahresende 2028 (das sind für mich leicht aufgerundete fünf Jahre ab jetzt) abgestimmtes Festgeld bzw. das Depot.
Danach stünden zunächst ca. 80.000 Euro zur Verfügung. Mit einem Teil der 30.000 Euro, die in Festgeld-/Tagesgeld und in Depot geflossen sind, könnte bei Bedarf (tatsächlicher Immobilienerwerb) ein weiterer Bausparvertrag mit sofortiger Einzahlung des für die spätere Zuteilung erforderlichen Mindestbetrags abgeschlossen werden (und insoweit eine Vorfinanzierung in Anspruch genommen werden).
Als Beamter / Beamtin mit potenziell hinreichend gesicherter Altersversorgung kann Frallemand es sich m. E. leisten, über einen begrenzten Zeitraum Rendite liegen zu lassen (Bausparvertrag und Tages-/Festgeld). Mit dem ETF-Sparplan ist aber auch ein kostengünstiger Einstieg in eine langfristig (hoffentlich) renditeträchtigere Anlageform gegeben. Da in das Depot (zunächst) nur ein kleinerer Teil des Geldes fließt, ist das Risiko, das sich daraus ergibt, dass das Depot ausgerechnet zu einem günstigen Immobilienerwerbszeitpunkt wegen eines Kurssturzes an den Börsen darniederliegt, insofern begrenzt, als in das Depot bis dahin nur ca. 15.000 Euro geflossen sind.
Abschließende Hinweise:
- Wenn derzeit nicht die o. a. Summe in Höhe von ca. 830 Euro / Monat gespart werden kann, ohne in unfreiwilligen Frugalismus zu verfallen, wird es mit dem Immobilienerwerb vermutlich so schwierig, dass die Idee ganz grundsätzlich überprüft werden sollte.
- Das "Mindset" sollte so sein, dass im Falle des Nicht-Immobilienerwerbs die Kosten für Bausparvertrag und Renditeverlust unter "Das war mir das Offenhalten der Option des Immobilienerwerbs wert!" auf dem Konto der Lebenserfahrung verbucht werden.
- Ich halte gar nichts von Vollfinanzierungen über Bausparverträge (zu unflexibel und in aller Regel zu teuer). Bei hinreichend verfestigtem Immobilienwunsch (ob der als solcher sinnvoll ist oder nicht, ist wiederum eine ganz andere Frage, auf die ich hier nicht eingehe) kann ein Bausparvertrag mit begrenzter Bausparsumme als Eigenkapitalkomponente (das Zinssicherungsargument ist eher spekulativer Bausparkassenwerbequatsch, weil zu viele unbekannte Größen in den Rechnungen sind), aber ein sinnvolles Instrument sein, wenn die Person, die einen Bausparvertrag abschließt, sich der damit verbundenen Nachteile (Kosten, keine Rendite, hohe weil schnelle Tilgung des Darlehens, nicht garantierter Zuteilungszeitpunkt) bewusst ist. Ein weiterer, hier noch nicht erwähnter Vorteil kann zudem sein, dass die Bausparsumme - wenn auch nur mit Zustimmung der Bausparkasse zum gegebenen Zeitpunkt - auf den passenden Betrag (z. B. durch Teilung des Vertrags) verringert oder erhöht werden kann.
Viele Grüße
BSHKunde